2015 & 2016
Wieder zwei Jahre um in unserem neuen Zuhause!
Eine Antwort aus einer Folge "Bares für Rares" stellt mein aktuelles Gefühl zur Heimat perfekt dar: "Ich muss nicht mehr reisen - ich bin angekommen!"
Der Zustand der inneren Heimat (und Reise!) lässt sich am besten mit einem Gedicht beschreiben, das mich nach einem Zapping-Marathon zur aktuellen Flüchtlingslage "überwältigt" hat:
WOHIN DER WEG UNS FÜHRT
Sind wir nun weit genug gereist
um unseren Tränen freien Lauf zu lassen -
haben wir oft genug geliebt
um nicht nur uns allein zu hassen ?
Sind alle Brücken abgebrochen hinter uns
um uns die Heimkehr zu ersparen
und alle Herzen auch gebrochen
um unsere Einsamkeit zu wahren...
Sind alle Lieder schon gesungen
die uns begleitet haben auf den Wegen,
ist alles beten auch verklungen
mit dem wir fragten nach dem Segen?
Ist alles gut geworden an dem Ende
an dem wir stehn und zögernd, fragend, tastend
ob all der schweren Lasten tragend
stets nach vorne hastend
nicht etwas übersehen, missachtet, gar vergessen haben -
und statt dessen nur an Schein und Klang uns laben ?
Derweil ein Bruder, eine Schwester ohne Licht und Brot
sich dort zum Aufbruch rüstet aus der Not
um endlich, endlich, an der Schwelle zum gelobten Land
zu finden doch nur alles Tand
und Lüge, Falschheit, Wahn sie speist -
sind wir denn wirklich weit genug gereist ?
Wie wäre es: den Weg ganz ohne Freunde und Gefährten zu begehen,
die große Leere ganz allein zu schauen ?
Könnt' unser Ego all dem Übel wiederstehen
und würden wir uns hinterher noch selber trauen?
Wer würd' uns halten, stützen dann in unserer Not
wer würde teilen noch mit uns sein schwer erworbenes Brot?
Was wäre unser schönes Lied noch wert
wenn niemand uns, noch unser Herz begehrt?
Wie kann ich reichen Dir, mein Freund, noch meine Hand
wenn selbst in meinem eignen, Dir so fremden Land
nur Hass und Feindlichkeit entgegenschlagen
und uns nur noch die Ängste dann um unsere Zukunft tragen !?
wer wollte nun noch uns und unsere Wege preisen
und fragen: hat es sich gelohnt zu reisen ?
Sind unsre Toten wirklich ganz umsonst gestorben
in ihrem Kampf um Menschlichkeit und Recht
ist die Moral tatsächlich so verdorben
vielleicht auch unser guter Vorsatz einfach schlecht?
Wie lässt es sich in solchen Zeiten überleben
ohne Verrat und teueren Verkauf,
wie können wir verlangen nach dem Sinn zu streben -
wenn unser eigen Sinn nur strebt nach Neuerem zu Hauf?
Sind wir Geschwister nicht und alle nur Bewohner
der selben Erde die von unsren Kindern wir geliehen -
ist das die Quintessenz des ganzen Reisens
das wir letztendlich nur uns selber fliehen ?
Gunnar Haag, im März 2017